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SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH

Schwangerschaftsabbruch oder Abtreibung bezeichnet die vorzeitige Beendigung einer Schwangerschaft aus medizinischen oder persönlichen Gründen. Laut WHO betrifft dies weltweit jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben. [1] Zu den gängigsten Methoden zählt die Absaugung sowie die Einnahme der Wirkstoffkombination Mifepriston und Prostaglandin. Manche zählen auch die Pille danach (Wirkstoff Levornogestrel oder Ulipristalacetat) zu den medikamentösen Formen des Schwangerschafts- abbruches[2] [3]

Der Schwangerschaftsabbruch ist nach wie vor ethisch umstritten, und steht in vielen Ländern unter Strafe. Auch in Österreich wird der Schwangerschaftsabbruch nach dem Strafgesetzbuch gehandhabt. Die sogenannte Fristenregelung hebt den strafbaren Tatbestand nur dann auf, wenn der Abbruch innerhalb der ersten 3 Monate stattfindet. Ausnahmen bilden medizinische Gründe wie etwa eine gefährdete Gesundheit der Mutter oder eine schwere Behinderung des Fötus. [2] [3]

Geschichte
Erste Berichte über den Schwangerschaftsabbruch stammen aus dem alten Ägypten. Im Papyrus Ebers (medizinische Aufzeichnungen aus dem alten Ägypten, 1600 v Chr.) werden die Anwendungen von Kräutertränken, Vaginaleinspritzungen und Vaginalkugeln beschrieben. [4]

Platon (griechischer Philosoph, 427-347 v. Chr.) und Aristoteles (Philosoph, Schüler Platons, 384-322 v. Chr.) sahen in der stark wachsenden Bevölkerung ein Übel, und empfahlen die Abtreibung als bewährtes Gegenmittel. [5] Allerdings tauchten in der Antike auch erste Berichte auf, in denen Frauen aufgrund eines vorgenommenen Abbruchs gerichtlich verurteilt wurden. [3] [4]

Im Mittelalter wurde der Schwangerschaftsabbruch durch die katholische Kirche absolut verboten. Dennoch wussten manche Frauen um die Geheimnisse der Pflanzen und Kräuter welche, im Falle einer ungewollten Schwangerschaft, eingenommen werden konnten. [4] [6]

Mitte des 20. Jahrhunderts befasste sich die moderne Medizin zum ersten Mal mit dem Thema des Schwangerschaftsabbruches. Erstmals wurde wissenschaftlich an Methoden gearbeitet, die einerseits sicher wirkten und andererseits die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Frau nicht schädigten. [2]

Methoden
Die „Pille danach" (Wirkstoff Levornogestrel oder Ulipristalacetat) kann zu den Abtreibungsmedikamenten gezählt werden, da sie die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter verhindert. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen muss die „Pille danach" innerhalb der ersten 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, je früher desto besser. Da sie durch eine hohen Dosis an Hormonen wirkt, und dies für den Körper belastend ist, wird empfohlen sie nur in Notsituationen (Kondom gerissen, Pille vergessen etc. ) einzunehmen. Bei manchen Frauen verursacht sie Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie vaginale Blutungen. [7]

Die Kombination von Mifepriston (RU-486) und Prostaglandin ist für einen Schwangerschaftsabbruch bis zur 9. Schwangerschafts- woche zugelassen. Mifepriston blockiert einerseits die Wirkung des Schwangerschaftshormons Progesteron [WEIBLICHER ZYKLUS] und bewirkt andererseits eine Öffnung des Muttermunds. Zwei Tage später wird das Prostaglandin eingenommen, welches eine Kontraktion der Gebärmutter auslöst, und so eine Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut mitsamt Fruchtsack und Embryo einleitet. Das Verfahren kann ambulant durchgeführt werden. Die Schmerzen sind mit stärkeren Menstruationsschmerzen vergleichbar. Nach ein bis zwei Wochen ist eine Nachuntersuchung notwendig, da in 2-5% der Fälle die Prozedur nicht erfolgreich war. [1] [3]

In der 6. bis 14. Schwangerschaftswoche kann die Absaugmethode angewandt werden. Dieser Eingriff wird meist ambulant, entweder unter Lokalanästhesie oder Vollnarkose durchgeführt und dauert nur wenige Minuten. Der Muttermund wird durch die Medikamente Misoprostol oder Gemeprost aufgeweicht, welche einen Tag bis Stunden zuvor per Injektion oder Vaginalgel verabreicht werden. [8] [9] [10] Über die Vagina wird eine Saugcurette in die Gebärmutter eingeführt, welche dort den Fruchtsack mit Embryo sowie die Gebärmutterschleimhaut absaugt. Anschließend wird das Verfahren per Ultraschall überprüft. Manchmal können Krämpfe der Gebärmutter, ähnlich wie Menstruationsschmerzen auftreten, diese können jedoch mit krampflösenden Medikamenten einfach behoben werden. [1] [3]

Pro-Choice und Pro-Life
Anhänger der Pro-Life Bewegung sind der Meinung, dass das Leben eines Menschen ab der Zeugung beginnt und sein Schutz oberste Priorität haben sollte. Unter welchen Umständen das Kind gezeugt wurde, ob die Mutter über die erforderlichen Ressourcen zur Kindespflege verfügt oder die psychische Verfassung der Mutter in Ordnung ist, wird dem Schutz des Ungeborenen untergeordnet. Auch in der katholischen Kirche, eine der größten Vertreter der Pro-Life Bewegung, gilt nach wie vor: sexueller Missbrauch ist Sünde, Abtreibung Mord. [11] [12]

Die Pro-Choice Bewegung hingegen will der Mutter das Recht zugestehen, über ihre reproduktiven Fähigkeiten selbst zu bestimmen, und zu entscheiden, wann und unter welchen Umständen sie ein Kind gebären möchte. Im Rahmen von Pro-Choice wird Kritik an gerichtlich verordneten Abtreibungen im Rahmen der Ein-Kind-Politik in China geübt. Gefordert wird der Zugang zu besserer Aufklärung und effizienten Verhütungsmitteln. [12]

Weiterführende Links:
MUVS - Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch (Webseite)
ABORTION UNDER ATTACK, lacigreen, 2016 (YouTube)