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KAISERSCHNITTENTBINDUNG

Die Kaiserschnittentbindung (lat. sectio caesarea - cäsarerischer Schnitt) ist die Entbindung durch einen Schnitt durch die Bauchdecke. Dieses Verfahren wird seit der Antike angewendet, und führte damals in den meisten Fällen zum Tode der werdenden Mutter. Heute zählt die Sectio zu den Standardeingriffen der modernen Medizin, und weist eine 99,96%ige Überlebenswahrscheinlichkeit auf. [1]

Das Verfahren selbst besticht durch seine Schnelligkeit und Einfachheit. Unter Schmerzstillung, durch Narkose oder Kreuzstich, wird mithilfe eines Querschnitts durch die Bauchdecke der Bauchraum geöffnet. Daraufhin wird ein kleiner Schnitt in die Gebärmutter gesetzt, und das Kind entnommen. Anschließend wird die Wunde wieder zugenäht. Der Vorgang dauert bei erfahrenen Ärzt_innen etwa 30 Minuten. [2] [3] [4] [5]

Die Nachsorge bei einer Kaiserschnittentbindung gestaltet sich allerdings komplexer als bei einer vaginalen Geburt. Der Schnitt durch die Bauchdecke benötigt Zeit zur Heilung, und es besteht die Gefahr einer Infektion der Wunde. Durch den verlängerten Aufenthalt der Frau im Bett wird das Risiko von Blutgerinnseln erhöht, welche Schlaganfälle oder Herzinfarkte verursachen können. Bei den Neugeborenen können Probleme beim Atmen auftreten, da die Druckverhältnisse bei der vaginalen Geburt eine wichtige Rolle bei der Entfaltung der Lunge spielen. Außerdem scheint für das Kind auf lange Sicht ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes und Allergien zu bestehen. [2] [3] [6]

Medizinische Indikationen für einen geplanten Kaiserschnitt mittels Eingriff sind: Lageanomalien des Kindes (Beckenendlage, Querlage), ein zu großes Kind bei zu kleinem Becken der Mutter, eine akute Infektion im Genitalbereich der Mutter (etwa Herpes), vorbestehende schwere Krankheiten von Mutter oder Kind, HI-Viren im Blut der Mutter. Ein Notfallkaiserschnitt, wird in akuten lebensbedrohlichen Zuständen des Kindes oder der Mutter durchgeführt. [1] [2]

Die WHO geht davon aus, dass bei etwa 15% der Geburten ein Kaiserschnitt, aus medizinischen Gründen, das Verfahren der Wahl ist. Die realen Zahlen aus den Krankenhäusern liegen allerdings bei etwa 30%. Wie dieser ums doppelte höhere Prozentsatz zustande kommt, ist immer noch unklar. Professor Dudenhausen (vormals Gynäkologe an der Charite Berlin) beschreibt folgende Entscheidungsgründe für eine Kaiserschnittentbindung: Einerseits bestehe bei vielen Frauen Angst vor einer vaginalen Geburt mit Schmerzen und möglichen bleibenden Schäden wie Inkontinenz, andererseits spielen aber auch die gewünschte Planbarkeit des Krankenhauses und die der Eltern eine wichtige Rolle im Entscheidungsprozess, sowie die ungenügende Erfahrung der Geburtshelfer_innen bei komplizierten Geburtsverläufen und die Angst vor haftpflichtrechtlichen Auseinandersetzungen. [2] [7]

Oft wird durch das Krankenhaus die Entscheidung zugunsten einer Kaiserschnittentbindung getroffen, da jene im Zweifelsfall leichter zu argumentieren ist als ein Schaden am Kind. Vor allem in Notsituationen wird schnell die Autonomie und das Mitspracherecht der Mutter verletzt. Dies wird zu Recht von vielen Frauen stark kritisiert. Lösungsansätze fehlen jedoch nach wie vor. [7] [8]

Weiterführende Links:
MEINE NARBE – Ein Schnitt ins Leben, Mirjam Unger und Judith Raunig, 2014 (Trailer)