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HYMEN

Anatomie und Funktion
Der Hymen (Jungfernhäutchen, Vaginalcorona) besteht aus einer dünnen Membran, die den Vaginaleingang (Introitus vaginae) teilweise bedeckt. Der Hymen ist von Frau zu Frau verschieden; es gibt ringförmige, sichelförmige, siebförmige, gefranste, gezahnte Formen. [1] [2] [3]

Hymen

Bildrechte (Foto / Werk):
CC BY-SA 3.0 // Wikipedia
Autor: Hic et nunc

Quellenangabe:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hymen_ger.svg#/media/File:Hymen_ger.svg


Das Wissen über die vielfältigen Formen des Hymens hat sich in der Medizin noch nicht durchgesetzt. Vor Gesetz gilt das Gutachten über das Jungfernhäutchen nach wie vor als Beweis. [3]

Dabei kann man sich den Hymen eher wie ein elastisches Bändchen oder als Kranz um die Vaginalöffnung vorstellen, welches mal größer oder mal kleiner, ausgeprägt sein kann. Nur 46% der Frauen berichten über ein Einreißen des Hymens beim ersten Geschlechtsverkehr, oft wird es erst bei dem ersten natürlichem Geburtsvorgang vollständig ausgedehnt. Beim Sport, wie etwa Reiten oder Radfahren, kann das Bändchen genauso wenig verletzt werden wie beim Einführen eines Tampons. [3]

Nur in seltenen Fällen ist der Hymen wirklich eine Membran, welche die Vagina verschließt (Hymenalatresie). Da aber in diesen Fällen das Menstruationsblut nicht abfließen kann, ist eine chirurgische Öffnung des Hymens notwendig. [3]

Um die irreführende Bezeichnung „Jungfernhäutchen" aus der Welt zu schaffen, führte Schweden 2009 den Begriff „Vaginalkorona" (slidkrans, wörtlich Scheidenkranz) ein. Das alte Wort würde nämlich doppelt zu Missverständnissen führen: einerseits weil das Hymen kein Häutchen sei, andererseits weil es in keinem Verhältnis zur sexuellen Erfahrung einer Frau stehe. Scheidenkranz, oder vaginale Corona wurde als neuer Begriff gewählt, da er den Sachverhalt besser beschreiben würde. [3]

Manche Wissenschaftler_innen vermuten, dass der Hymen bei weiblichen Säuglingen und jungen Mädchen einen besonderen Schutz der Vagina vor Keimen bieten kann. Andere betrachten das Jungfernhäutchen als evolutionäres Relikt, welches heute keinen Zweck mehr erfüllt. [4] [5]

Kultur
Der Mythos das Hymen reiße beim ersten Geschlechtsverkehr ein, ist nach wie vor präsent. Wahrscheinlich geht dies auch auf die biblische Erzählung zurück, in welcher die Jungfrau Maria ihren Sohn "rein und unberührt" gebar. [6]

Ein intaktes Jungfernhäutchen gilt in vielen Kulturen und Religionen als Beweis für die Keuschheit einer Frau vor der Ehe. Eine „richtige" Jungfrau muss demnach beim Vollzug der Ehe bluten. Das blutige Laken der Hochzeitnacht gilt als Beleg einer "anständigen" Frau. Aus diesem Grund gibt es Hymenalrekonstruktionen, bei welchen im Zuge eines 20 minütigen Eingriffes ein neues „Jungfernhäutchen" entsteht. Diese Operation wird auch „Revirgination" genannt. Andere Frauen behelfen sich mit Kunststoffmembranen mit Kunstblut. Dies kostet zwischen 200 bis 400 Euro. [2] [3] [6] [7]

„Dringend notwendig, die Gesellschaft über die schwankende Form des Hymens und die variable Blutung beim Geschlechtsverkehr aufzuklären".
(Bioethikerin Verina Wild vom Ethik-Zentrum der Universität Zürich) [6]

Weiterführende Links:
You can't pop your cherry!, Laci Green, 2013 (You Tube)
Die Wahrheit übers Jungfernhäutchen, SexABC, 2015 (You Tube)