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Gebären von Frau zu Frau – die Doula als Begleiterin der Geburt

Keine Frage: Schwangerschaft und Geburt ist Frauensache! Es liegt also nahe, dass sich Frauen – frei nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid" – seit Jahrhunderten beim Kinderkriegen zur Seite stehen, jenseits des Kenntnisstands von Männern. Mit den Errungenschaften der Medizin kam jedoch auch der teilweise Ausschluss der (weiblichen) Öffentlichkeit: die Geburt wurde ins Krankenhaus verlagert und ist nebst dem medizinischen Krankenhauspersonal meist nur noch Angelegenheit der werdenden Eltern. Erst Anfang der 1990er Jahre fanden amerikanische Forscher durch Zufall heraus, dass Frauen, die während der Geburt von weiblichen Bezugspersonen bemuttert wurden, leichter gebären. Weitere Studien führten auf unterschiedlichen Kontinenten immer wieder zu demselben Ergebnis: die Anwesenheit von anderen Frauen wirkte sich positiv auf den Geburtsverlauf aus.

Ein genauerer Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass das keineswegs ein Zufall sein kann. Auch im Tierreich finden sich dafür Indikatoren. Delfine und Elefanten versammeln sich um die Gebärende, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen und auch der Mensch bevorzugt in einigen Kulturkreisen noch heute den Kreis geburtserfahrener Frauen als erstrebenswerten Rahmen für eine Geburt. Abgeleitet vom griechischen Wort „douela" schafft eine Doula als „Dienerin der Frau" (im heutigen Sinne natürlich kein „unfreies Mädchen" mehr) genau das: einen auf die Wünsche der Frau abgestimmten, geschützten Rahmen für diesen einzigartigen, intimen Moment. Oft selbst Mutter agiert die Doula darüberhinaus nicht nur der Frau als emotionale Stütze und gibt ihr Sicherheit, sich gehen lassen zu können und in ihre Kraft zu finden, sondern auch dem werdenden Vater. Sie schafft Erinnerungen, weil sie versteht, wie nachhaltig prägend das Geburtserlebnis auf die Frau, das Baby und den Partner wirken kann und wie relevant Kleinigkeiten sind, die einen großen Unterschied in der Wahrnehmung machen können. Im Gegensatz zur Hebamme übernehmen Doulas dabei keine geburtshilflichen Aufgaben im medizinischen Sinne.

Eine der ersten modernen Doulas in Österreich und Pionierin der hiesigen Doula-Bewegung seit 1993 ist Angelika Rodler, selbst Mutter von fünf Kindern. Mit nur 24 Jahren gründete sie das erste Doula-Projekt, seit 2005 bietet sie das einzige österreichische Training für Doulas an. 2006 folgte ergänzend dazu die Gründung des gemeinnützigen Vereins DiA (Doulas in Austria), der seitdem allen Frauen offen steht, die das Doula-Training abgeschlossen haben und sich dem Ethikcode des Vereins verpflichten. Der beinhaltet unter anderem, dass Doulas Geburten nur im Beisein einer Hebamme begleiten. Gemeinsam können sie eine Frau während der Geburt optimal unterstützen – ganz im Sinne von Ina May Gaskin, der wahrscheinlich bekanntesten Hebamme der Neuzeit: „Wenn eine Frau bei der Geburt nicht aussieht wie eine Göttin, wird sie von irgendjemandem nicht richtig behandelt."

Ausarbeitung und Text: © Verein DiA-Doulas, Stephanie Johne, 23.01.2018


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