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Das „Archiv-Kunstgeschichte" zeigt einen kunsthistorischen Überblick über die Darstellung des weiblichen Geschlechts beginnend mit der europäischen Altsteinzeit bis hin zur Gegenwartskunst anhand exemplarischer Beispiele. Als Einführung dienen Epochentexte. Sie bieten in unterschiedlicher Gewichtung Informationen über politisches wie kulturelles Zeitgeschehen, über die Rolle der Frau als auch über stilistische Merkmale in Bezug auf die Kunst. Die Kunstwerke der Epochen wurden beispielhaft gewählt und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie illustrieren den Zeitstil und dienen als Dokument der einzelnen Entwicklungsschritte:

Die Darstellung der Vulva repräsentierte in prähistorischer Zeit die Kraft der Frau als Lebensspenderin. Ihr Wert für den Fortbestand der Menschheit wurde entsprechend geachtet. Abgebildet wurden Schamspalte und Schamdreieck, bei Venusfiguren vereinzelt auch Schamlippen. In der Antike wurde der Schambereich der Frau als glattes Schamdreieck gestaltet. Das Geschlecht wird tabuisiert und unvollständig präsentiert. In dieser Zeit gab es auch Vulva- Amulette, die apotropäische Wirkung hatten, also Unheil abwehren sollten. Die Vulva der Baubo-Figuren wurde stilisiert gezeigt. Im Mittelalter änderte sich das Bild der Frau, u.a. bedingt durch die Kirche. Sie wurde als dem Mann unterlegen angesehen und galt als Inbegriff der Sünde. Sogenannte Vulva weisende Figuren an Kirchen sollten die Menschen vom Irrglauben abhalten, die Gefährlichkeit der Frau zeigen und könnten eine Karikatur der keltischen Göttin Mórrígan sein.[1] In der Kunstgeschichte gibt es mehrfach Rückgriffe auf die Kunst der Antike, z.B. in der Renaissance oder im Klassizismus. Aus diesem Grund wurde die unvollständige Darstellung des weiblichen Geschlechtsorgans in Form des glatten Schamdreiecks übernommen und war in der europäischen Kunstgeschichte über Jahrhunderte gebräuchlicher Darstellungsmodus. Ausnahme bildeten die nordischen Renaissancekünstler rund um Albrecht Dürer.[2] Deren Absicht war es, den Mensch möglichst naturgetreu abzubilden. Aus diesem Grund weisen manche Frauenbilder aus diesem geografischen Kreis und aus dieser Epoche Schamspalte und Schamhaar auf. Im Manierismus oder auch im Barockzeitalter wurde die Vulva gelegentlich mit Schamspalte gezeigt, wenn sie in einen mythologischen Kontext gebunden und somit überhöht, idealisiert war. Im Barock, in der Salonmalerei wie auch im Klassizismus und in anderen Stilrichtungen war die Frau erotisches Objekt der Begierde und diente der Schaulust des Mannes. In der Moderne schließlich kam es zu gesellschaftlichen Umwälzungen. Durch diese Umbruchszeit bedingt keimten neue Ideen und Stile auf. Die Vulva wurde selbstverständlich zum Bildinhalt und trat aus dem passiven Akt hervor. Die Frauen in den Akten wurden z.B. bei Klimt aktiv, indem er Selbstbefriedigungsszenen abbildete. Die Vulva erscheint, je nach Stil, abstrakt, stilisiert, fragmentiert, imaginär, etc. In der Postmoderne beschäftigten sich KünstlerInnen u.a. mit den Themen Gender und Identität, bis feministische Kunst eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Frau, Vagina und Vulva fordert.

Archiv Rubrik Kunstgeschichte: Konzept, wissenschaftliche Ausarbeitung und Text: © Mag.a Sara Buchbauer

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